Viel haben wir vor unserem Urlaub gelesen über die albanischen Alpen, über hohe Berge und tiefe Täler. Wir haben uns Dokumentationen ansehen, in denen vom noch ursprünglichen Leben in abgelegenen Dörfern berichtet wurde. In denen man von der ehemals und vielleicht auch heute noch bestehenden Blutrache sprach, wenn es zwischen zwei Familien zu einem unlösbaren Konflikt gekommen war.
Und wir lasen von Theth, dem Bergdorf, das zum Museumsdorf erklärt wurde und in einem Nationalparks liegt. Dort wollen wir hin, denn alle sagen, dass man dorthin muss.
Der Ort zieht besonders die Liebhaber von Trekkingausflügen an, denn umgeben von Bergen in nahezu unberührter Natur, findet jeder Wanderer eine Route, die sein Herz erfreut.
Viele Einwohner haben den Ort einst verlassen, um sich in den Städten niederzulassen, vermutlich weil sich die möglichen Einnahmequellen auf landwirtschaftliche Tätigkeiten beschränkte. Gerade die junge Generation hat jedoch andere Wünsche für die Gestaltung der eigenen Zukunft. Jetzt werden Herbergen errichtet, die dem wachsenden Strom von Touristen gerecht werden wollen.
Die Fahrt führt zunächst bis zur Passhöhe über eine gut ausgebaute Straße und in zahlreichen Haarnadelkurven schraubt man sich empor. An der Passhöhe angekommen, wandelt sich das Bild eine wenig und es geht zunächst auf losem Schotter weiter.
Dann jedoch wird die Fahrt etwas wilder und der Schotter wechselt sich mit großen Steinen ab. Ruckelig und schweißtreibend geht es ins Tal. Nicht viele Autos machen sich auf den beschwerlichen Weg nach unten. Meist sind es Fahrzeuge, die über einen Allradantrieb verfügen, was hier auch wirklich von Nöten ist. Es sind Fahrzeuge von Anbietern, bei denen man Touren nach Theth buchen kann. Am Ende findet ihr noch die entsprechenden Links dazu bei den Tipps.
Nach langer Fahrt kommen wir dann endlich unten an. Es ist ziemlich menschenleer. Vereinzelt sehen wir an alten Häusern Menschen in den Gärten arbeiten. Sonst ist es einfach nur sehr still hier.
Ich persönlich bin ein großer Freund von Stille, die für andere hier aber sicher zu laut ist.
Der Fluss führt aufgrund des heißen Wetters nur wenig Wasser, aber es erfrischt einfach nur die Hände in das Wasser halten zu können. Die Berge, die sich rings um einen auftürmen, haben etwas wirklich majestätisches und ich verstehe jeden, der hierher kommt, um die Schönheit der Natur in vollen Zügen zu genießen.
Wir machen uns auf die Suche nach einer Möglichkeit etwas zu trinken und landen mehr oder weniger versehentlich in einem Hinterhof einer Herberge, wo wir sehr freundlich von einer zurückhaltenden jungen Frau empfangen werden. Ein Mann werkelt in sich versunken im Garten und nickt uns fast unmerklich mit einem Lächeln zu.
Wir fragen nach Wasser und bekommen stilles Wasser in einer Karaffe gereicht. Während wir so dasitzen und den Moment genießen sinkt neben uns der Seitenständer der Motorrades leise in den Schotter ein und das Motorrad kippt zur Seite. Mit vereinten Kräften der Gastgeber richten wir die Maschine wieder auf und bis auf eine Ecke, die vom Kupplungshebel abgebrochen ist, sieht sie noch heil aus.
Als wir uns verabschieden und unser Wasser bezahlen wollen, gibt man uns zu verstehen, dass wir das nicht müssen. Irgendwie ist es fast schade, dass wir nicht noch bleiben können, denn Theth ist mehr als einen so kurzen Besuch wert. Aber wir machen uns auf den Weg den Berg hinauf, der genau so beschwerlich ist, wie der Weg ins Tal hinunter.