Tretroller – Kinderspielzeug oder Fortbewegungsmittel?

  • September 03, 2017
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Kindheitserinnerungen an zwei Räder

Ich bin vor zwei Tagen 38 geworden. Auf meinem Gabentisch lag ein riesiges Paket mit einem wunderbaren Geschenk. Einem Geschenk, bei dem die 38 plötzlich gar nicht mehr so schlimm erschien.

Hattet ihr als Kind auch einen? Einen Tretroller? So einen, auf dem man mit einem Bein steht und den man mit dem dem anderen Bein anschieben muss.

Meiner war aus Holz und ich weiß gar nicht, ob er wirklich mir gehörte oder ob er nur aus dem Kindergarten war. Ich erinnere mich aber deutlich an rotes Holz, an dem an einigen Stellen die Farben schon verblasst war.

Leider bin ich im absoluten Flachland aufgewachsen, so dass ich nicht weiß, wieviel Spaß es machen kann, mit so einem Ding mal einen Berg runter zu rollen. Ich bezweifele allerdings, dass der Tretroller aus meiner Erinnerung die Abfahrt unfallfrei hinbekommen hätte.

Trendstadt Wien?

Wir waren in diesem Jahr in Wien und dort sind sie mir das erste Mal aufgefallen.

Menschen, die durch die Straßen der Stadt auf einem Tretroller unterwegs waren. Jetzt denkt man an junge Leute, die mit einem Hipsterbart und stylischen Klamotten gerade das Skateboard abgestellt haben und sich auf einen Roller geschwungen haben, um an der nächsten Straßenecke eine Bionade zu kaufen.

Aber weit gefehlt. In Wien waren es Menschen auf dem Weg durch den Großstadtdschungel zum Büro und von dort aus nach Hause. Männer und auch Frauen, die sich kein Fahrrad unter den Hintern packen wollten, denen aber zu Fuß gehen auch zu eintönig war oder ganz einfach zu langsam. Männer und Frauen in guten Anzügen und mit einer Laptoptasche.

Mobil in der Stadt

Die meisten nutzen in der Stadt die öffentlichen Verkehrsmittel. Die U- und S-Bahnen bringen tagtäglich viele Menschen von ihrem Zuhause zu ihrer Arbeit und zurück, zu Freunden oder einfach an schöne Plätze. Das Netz an mögliche Verbindungen ist eng, die Wartezeiten in der Hauptverkehrszeit meist kurz. Die Zuverlässigkeit der Hamburger Verkehrsbetriebe soll eine der höchsten sein.

Viele Menschen möchten aber nicht auf ein Maß an Flexibilität verzichten und die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel mit der eines eigenen nicht motorisierten Fortbewegungsmittels verknüpfen.

Dabei denke ich spontan an ein Fahrrad. Es ist umweltfreundlich, meist auch nicht mehr so schwer wir noch vor einigen Jahren und es kann problemlos mitgeführt werden.

Oder doch nicht?

Das Fahrrad und die Öffi’s

In Hamburg ist es beispielsweise nicht erlaubt in den öffentlichen Verkehrsmitteln zur Hauptverkehrszeit sein Fahrrad mitzunehmen. Das betrifft die Zeiten am Morgen von 6 bis 9 Uhr sowie am Nachmittag von 16 bis 18 Uhr. Das ist aber die Zeit, in der die meisten Leute sich durch die Stadt schieben, um zu ihrer Arbeit zu gelangen und anschließend wieder nach Hause.

In Bussen ist die Mitnahme eines Fahrrades nur bedingt gestattet. Auf der Seite des HVV kann man eine Suche starten, ob der Bus, den man nutzen möchte zu denen gehört, die ein Rad mitnehmen. Der  5er Bus beispielsweise, der aus dem Norden kommend bis zum Rathaus fährt und täglich viele Pendler transportiert, ist auf dieser Liste nicht verzeichnet. Hier muss man also nach Alternativen suchen.

Ich denke, die Situation ist in vielen Großstädten eine ähnliche.

Das Stadtrad

Beliebt sind in Hamburg auch Stadträder. Nach einer Registrierung im System kann man sich ein Rad an dafür vorgesehen Stationen entleihen und es an einer anderen Station wieder abstellen. So kommt man schnell vom A nach B und muss nicht mal ein eigenes Fahrrad besitzen. Das System ist einfach und in Zeiten, in denen jeder ein Handy besitzt und es auch meist in der Tasche hat, kann man mit der App schnell herausfinden, ob an der gewünschten Station noch ein Rad zur Verfügung steht oder alle gerade unterwegs sind.

Die Einrichtungsgebühr von 5 Euro geht in ein Startguthaben über und die ersten 30 Minuten, die man das Rad nutzt, sind gratis. Danach zahlt man 8 Cent pro Minute, es sei denn man ist Besitzer einer HVV Profi Card, dann beträgt der Minutenpreis lediglich 6 Cent.

Was bringt das Stadtrad?

Die Vorteile liegen klar auf der Hand, aber auch die Nachteile sollen nicht unerwähnt bleiben. Nicht immer findet man auch ein Fahrrad an der Station, an der man eins ausleihen möchte. Manchmal ist das ausgleichende Fahrrad durch die voreingestellten Höhen von Satteln oder Lenker nicht wirklich komfortablen. Aus Gründen der Diebstahlssicherung verfügen die Räder nicht über Schnellverschlüsse. Ein Anpassen an die eigene Körpergröße geht nicht mal eben. Was für viele aber vermutlich der meist genannte Kritikpunkt ist, ist dass es eben nur bestimmte Stationen gibt.  Den Rest des Weges muss man trotzdem noch zu Fuß zurücklegen. Ja, das Netz der Öffi’s ist mittlerweile wirklich dicht und wird auch stetig ausgebaut, aber man kann eben nicht direkt vor die Haustür fahren. In der Stadt sind die Wege meist ohnehin recht kurz, so dass man dieses Argument damit im Prinzip auch gleich wieder entkräften kann. Es soll aber genannt werden.

Ich möchte jetzt nicht auf die Carsharing Optionen eingehen, die es ja auch noch gibt. Denn es soll um eine tatsächlich umweltfreundliche Art und Weise der Fortbewegung gehen, ohne Motor und Schadstoffausstoß.

Das andere Zweirad

Wie kann man denn aber nun von A nach B kommen, ohne sich irgendwo registrieren zu müssen und ohne auf Zeiten für Mitnahmebestimmungen achten zu müssen?

Und da zeige ich wieder mit einem Lächeln auf Wien.

Warum denn nicht mit dem Tretroller von der S-Bahnstation bis zum Bürogebäude fahren? Ja, sicher es wird ungläubige Blicke geben. Blicke, von Menschen, die sagen (nein, sie denken es nur denn sagen würden sie es euch nicht): „Das ist doch nur was für Kinder!“.

Aber wisst ihr was? Ganz tief im Inneren sind es genau diese Menschen, die sich wehmütig an die Zeit erinnern, als sie noch nicht auf Konventionen geachtet haben und sich einfach nur Sachen hingaben, die Spaß machten. So wie ein Kind. Es will Roller fahren, es hat einen Roller, also fährt es auch damit.

Vorteile 

Bei meinem Geburtstagsgeschenk handelt es sich um den Hudora Big Wheel 205. Die folgenden Absätze werden sich also nur auf dieses Modell beziehen. Die Auswahl an Modellen ist weitaus größer und auch die große Preisspanne der verschiedenen Modell bietet für jeden Interessenten etwas.

  • Die Rollen haben einen Durchmesser von 205 cm und sind aus Vollgummi. Das macht den Roller recht schnell und wendig. Einen platten Reifen kann es auch nicht geben.
  • Der Lenker ist von 79 cm auf 104 cm höhenverstellbar.
  • Ein integrierter Seitenständer kann zum Abstellen des Rollers genutzt werden.
  • Dank seines Klappmechanismus und dem vorhandenen Umhängegurt kann der Roller nach der Benutzung einfach geschultert werden. Mit knapp unter 5 kg ist er dann auch zu zu Tragen.

Die Mitnahme ist also problemlos möglich und auch der geringe Platz in den öffentlichen

Verkehrsmitteln reicht aus, um seinen Roller dabei haben zu können.

Nachteile 

  • Der Roller braucht eine glatte Fläche, um halbwegs lautlos und sanft zu fahren. Unebenheiten lassen ihn recht laut und unruhig werden. Ich denke durch ein wenig Bastelei kann man das Problem der Lautstärke aber noch mindern.
  • Wenn man schnell unterwegs ist, kommt man ins Schwitzen. Man muss also entweder ganz langsam fahren, oder viel Deo auflegen.
  • Wie auch beim Fahrrad muss man für einen Diebstahlsschutz sorgen, denn auch für den Langfinger ist die Mitnahme problemlos möglich.
  • Es gibt keine Möglichkeit, Gepäck unterzubringen. Man selbst sollte am besten einen Rucksack oder eine Schultertasche tragen, denn alles andere würde einen beim Fahren behindern.

Für wen ist denn der Roller nun geeignet?

Grundsätzlich würde ich sagen, dass so ein Gefährt in erster Linie für alle geeignet ist, die ein wenig Spaß haben wollen und gern draußen sind. Aber auch für Pendler ist das Ganze nicht uninteressant, denn leicht bringt einen der Roller in einer Stadt zu seinem Ziel, wenn es sich um eine überschaubare Distanz handelt.

Durch die geringen Platzansprüche ist der Roller ideal, um ihn in den öffentlichen Verkehrsmitteln mitzuführen.

Wer es schneller mag, kann sich gute Flächen suchen und hier mal ordentlich den Puls nach oben treiben, denn eins darf man nicht vergessen; der Roller kann auch als Sportgerät genutzt werden und einen ordentlichen Muskelkater verursachen.

Ich persönlich hatte schon meinen Spaß, wie ihr hier sehen könnt:

Letzte Worte

Vielleicht habe ich jetzt euer Interesse geweckt und ihr möchtet auch einen kleinen Step zurück in Richtung Kindheit machen. Es fühlt sich gut an, soviel kann ich euch sagen.

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2 Comments

  1. Susann Schloßhauer

    18th Okt 2017 - 23:26

    Ich kuf mir wahrscheinlich einen Roller!
    Hatte ich schon vor zwei Jahren angedacht….
    Kürzlich sah ich eine Bekannte aus der Bahn mit einem Roller kommen.
    Sie wohnt Sternschanze, fährt aus der Bahn steigend zu ihrem Arbeitsplatz auf dem Roller weiter.

  2. Heino

    21st Apr 2018 - 11:04

    Bin schon seit Jahren begeisterter Tretroller Fahrer! Gerade für Pendler wie mich optimal, da man den Roller platzsparend zusammenklappen und, anders als das Fahrrad, absolut problemlos in jedes öffentliche Verkehrsmittel mitnehmen kann.

    LG

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